Im Jahr 2024 hat sich Tan Alcay einen lang gehegten Traum erfüllt. Am Flugplatz Manching, wo neben der Bundeswehr und Airbus, zwei der großen Arbeitgeber dieser Region, auch ein ziviler Flughafen und eine Flugschule ihren Standort haben, macht der 52-Jährige derzeit einen Pilotenschein und ein kleines Flugzeug erworben. Mit diesem kann er dann hin und wieder in die Türkei fliegen, die Heimat seiner Vorfahren. Das Land, das seine Eltern in den 1970ern verlassen haben, um sich in Deutschland ein neues Leben aufzubauen. Dort trifft er sich mit Verwandten, verbringt mit ihnen gemeinsam Urlaub, hält die Verbindung.
Denn Wurzeln geschlagen, eine Familie gegründet und ein Unternehmen aufgebaut, das hat Tan Alcay in Ingolstadt. „Nach dem Abitur am Apian-Gymnasium musste ich auf einen Studienplatz warten, habe die Zeitung aufgeschlagen und nach einem Job gesucht“, erzählt er von den Anfängen seines Unternehmens, „und das erste was da drinstand, war, dass MediaMarkt Sicherheitspersonal sucht.“ Er bewarb sich, wurde genommen und als das Sicherheitsunternehmen nach nur einem Monat Insolvenz anmeldete, ermunterte der MediaMarkt-Geschäftsführer den jungen Tan, sich selbständig zu machen. Der Grundstein war gelegt. Und obwohl er seine Selbständigkeit parallel zum Jura-Studium betrieb, das er nach dem ersten Staatsexamen zugunsten der florierenden Firma abbrach, expandierte er nicht nur, sondern diversifizierte schon früh in einen Bereich, den es zu dieser Zeit noch so gut wie nicht gab: infrastrukturelles Gebäudemanagement. „Meine Kunden sagten zu mir, wenn ihr in der Sicherheit so zuverlässig seid, könnt ihr für uns dann nicht auch die Gebäudereinigung oder den Winterdienst übernehmen? Das wäre super“, erzählt Alcay mit einem verschmitzten Lächeln.
Heute hat die secura GmbH rund 1000 Mitarbeiter und einen Jahresumsatz von gut 23 Millionen Euro. Und auch wenn die Öffentlichkeit das Logo vor allem bei Security-Mitarbeitern, beispielsweise bei Veranstaltungen in der SATURN-Arena oder auf dem Volksfest, wahrnimmt, liefert die Keimzelle des Unternehmens nur noch gut ein Viertel des Gesamtumsatzes. Cash-Cow ist vor allem die Gebäudereinigung.
Werbung musste Alcay nicht machen: „Das lief alles über Mund-zu-Mund-Propaganda. So ist das im Grunde bis heute. Unsere Unternehmensphilosophie ist die unbedingte Ausrichtung auf die Kundenwünsche. Dinge möglich zu machen. Das ist unser Erfolgsrezept. Das habe ich an meine Mitarbeiter weitergegeben.“ Flache Hierarchien, gute Erreichbarkeit der Entscheider, unkomplizierte Lösungen anbieten. Das sieht er als absoluten Wettbewerbsvorteil gegenüber seinen, meist großen und globalen, Wettbewerbern.
Das wiederum erinnert irgendwie an Ingolstadt. Keine Weltmetropole, stattdessen genau die richtige Größe, um Unternehmen alles zu bieten, was sie benötigen, ergänzt durch kurze Wege zu Kunden, Dienstleistern, Mitarbeitenden.
„Ich kann schwer sagen, ob mein Business in München auch so gut funktioniert hätte“, philosophiert Alcay, „aber ich kann ganz persönlich sagen, dass ich mich in Ingolstadt sehr wohl fühle und wenn sich der Unternehmer wohlfühlt und hier ein gewisses Netzwerk aufbauen kann, dann ist das sicher zuträglich für’s Geschäft. Und wenn du dann einen guten Job machst, wirst du weiterempfohlen – auch über die Stadtgrenzen hinaus.“
Mittlerweile ist auch sein älterer Bruder Ufuk, der erst später aus der Türkei nach Deutschland zog, gleichberechtigter Teilhaber und kümmert sich vor allem um das operative Geschäft. Und ermöglicht Tan, Netzwerke zu pflegen, soziales Engagement vorantreiben und dem Standort, dem er so viel zu verdanken hat, etwas zurückgeben. Seine langjährigen Sponsorings beim ERC Ingolstadt und FC Ingolstadt mögen auch geschäftliche Interessen haben und sind für ihn zugleich Spaß und Freizeitbeschäftigung. Bei seinem ehrenamtlichen Engagement möchte er vor allem seine gesellschaftliche Verantwortung als Unternehmer betonen: „Wenn es einem selbst gut geht, sich für Bedürftige einzusetzen, ob durch Geld- oder Sachzuwendungen, sollte eine absolute Selbstverständlichkeit sein. Das ist mir ganz wichtig“.
Auch bei der Industrie- und Handelskammer, die ihn bereits vor einem viertel Jahrhundert bei der Gründung seines Unternehmens unterstützt hat und die ihm im Dezember zum 25-jährigen Jubiläum eine Urkunde überreichte, sitzt Tan Alcay seit Jahren im Regionalausschuss. Über den Standort sagt er: „Meine persönliche Meinung ist, dass Ingolstadt mehr drauf hat, als das manchmal wahrgenommen wird. Wir sind ein toller Standort, mit tollen Unternehmen, mit tollen Köpfen. Da brauchen wir uns echt nicht verstecken.“